Erklärung des Schulträgers zur Schließung des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth

Wir haben alles versucht. Die Realität gibt jedoch den Rahmen des Möglichen vor.

Zu unserem großen Bedauern sehen wir derzeit aufgrund der nicht vorhersehbaren Brandschutzproblematik am Schulgebäude auf der Insel Nonnenwerth – mit ggf. weiteren erheblichen Folgen für den Bestandsschutz – keine Möglichkeit, den operativ ohnehin defizitären Schulbetrieb verantwortbar fortzuführen. Diese Entscheidung ist uns aufgrund der langen Historie der Schule sehr schwergefallen. Sie ist angesichts der vom Kreis Ahrweiler festgestellten konkreten Gefahr für die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die gravierenden Brandschutzmängel alternativlos. Trotz intensiver Suche haben wir zudem bis heute niemanden gefunden, der bereit und nachweislich wirtschaftlich dazu in der Lage ist, die erforderlichen Brandschutzmaßnahmen finanziell zu stemmen und die Trägerschaft zu übernehmen. Wir wären dankbar, wenn es anders wäre.

Im Januar 2020 haben wir die Schulträgerschaft von den Nonnenwerther Franziskanerinnen hoch motiviert übernommen. Die Ordensschwestern konnten den Schulbetrieb selbst nicht weiter fortsetzen und hatten bereits über zehn Jahre versucht, einen Nachfolger zu finden. Trotz der damals hohen Verluste, die der Schulbetrieb verursacht hat, sind wir mit dem Ziel angetreten, durch ein verbessertes Schulangebot die Schülerzahl zu steigern und zu einem wichtigen Bestandteil unserer Schullandschaft zu werden. Hierfür haben wir viel Arbeit und finanzielle Mittel in die Schule investiert. Mit Erfolg: Die Schülerzahlen haben sich deutlich erhöht. Wir waren auf einem guten Weg.

Diese positive Entwicklung wurde abrupt und nicht vorhersehbar gestoppt. So wurde der Schulbetrieb nach einer Brandschutzuntersuchung, welche im Zuge der schulischen Erweiterungspläne durchgeführt werden musste, durch die Anordnung des Kreises Ahrweiler vom 04. Juni 2021 wegen gravierender brandschutztechnischer Mängel am Schulgebäude untersagt (Wortlaut der Untersagung: „Aufgrund der brandschutztechnischen Mängel und der konkreten Gefahr für Leib und Leben darf die Nutzung des Schulgebäudes (Klostergebäude) bis zur Beseitigung der Mängel nicht aufgenommen werden.”).

Zum Zeitpunkt des Erwerbs der Immobilie waren uns die Mängel nicht bekannt. Vielmehr gibt es eine Bestätigung zum guten Zustand des Gebäudes und zur Erfüllung aller Voraussetzungen für den Schulbetrieb. Und ja, möglicherweise haben wir uns auch von der Schönheit der Insel sowie der Aussicht, der Schule zu altem Glanz zu verhelfen, blenden lassen.

Nach Bekanntwerden der Brandschutzproblematik haben wir die Schülerinnen und Schüler, die Familien sowie das Lehrpersonal sofort und transparent informiert. Zudem haben wir kurzfristig Investitionen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro in den Brandschutz vorgenommen, sodass wir eine sofortige Schließung des Schulgebäudes verhindern und die vorübergehende Fortsetzung des Schulbetriebs ermöglichen konnten. Weitere Zusatzkosten in Millionenhöhe haben sich bis heute angeschlossen. Wären die Schule sowie eine würdige Beendigung des Schuljahres nicht der Fokus gewesen, dann wäre diese private Investition sicher nicht mehr getätigt worden.

Eine Begrenzung der durch die Brandschutzthematik plötzlich ausgelösten Kostenlawine war und ist jedoch nicht absehbar. Im Gegenteil: Die Kosten für die Beseitigung der Brandschutzmängel wurden von zwei unabhängigen, öffentlich bestellten und vereidigten Brandschutzexperten aufgrund der Insellage, des Denkmalschutzes und der temporären Unterbringung der Schulklassen an einem anderen Standort auf über zehn Millionen Euro geschätzt. Diese Kosten können wir in wirtschaftlich vertretbarer Weise schlicht nicht stemmen.

Bedauerlicherweise haben wir trotz intensiver Suche bis heute niemanden gefunden, der die erheblichen Kosten nachweisbar aufbringen würde. Auch allen relevanten öffentlichen Institutionen – dem Land Rheinland-Pfalz, dem Kreis Ahrweiler und der Stadt Remagen – haben wir die Nonnenwerth-Trägerschaft ohne Zahlung eines Kaufpreises angeboten. Im Gegenzug sollte der neue Träger die erforderlichen Brandschutzkosten über-nehmen. Die Angebote wurden von allen Institutionen abgelehnt. Rechtlich wäre eine Übertragung der Schulträgerschaft auf die öffentliche Hand entgegen zum Teil geäußerter Bedenken eindeutig möglich gewesen.

Das ist leider die Realität. Eine Realität, in der es wahrlich nur Verlierer gibt und die wir zutiefst bedauern. Wir sind nach wie vor gerne bereit, Gespräche zur Übertragung der Trägerschaft zu führen, wenn Interessenten ein realistisches Konzept zur Behebung der Brandschutzmängel vorweisen können. Wir sind auch jetzt noch bereit, die Schulträgerschaft für null Euro an die öffentliche Hand abzugeben.

Trotz allem können wir diese Erklärung zumindest mit der erfreulichen Nachricht abschließen, dass alle Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2022 ihr Abitur bestanden haben. Hierzu gratulieren wir von Herzen. Alle übrigen Schülerinnen und Schüler haben für das kommende Schuljahr einen Platz an einer anderen Schule in der Umgebung erhalten. Wir danken der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und dem Schulministerium Rheinland-Pfalz für die gute Zusammenarbeit. Der Schulleitung und den Lehrkräften danken wir für ihren unermüdlichen Einsatz in dieser schwierigen Zeit.

Wir wünschen allen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern alles Gute.

Für den Schulträger

Peter Soliman

 

 

Über die geschilderten und weiteren Entwicklungen rund um Nonnenwerth informieren wir aktuell und transparent unter https://nonnenwerth-hintergrundinformationen.de/.